Bild: Luisa Fehlmann
Mittagstisch gibt neue Einblicke
Immer am ersten Sonntag in den geraden Monaten finden die vom Seniorenrat Stadt Brugg organisierten gemütlichen Treffen statt. Die AZ war kürzlich dabei.
Es ist kurz vor 12 am Sonntagmittag, 1. Dezember. Im Restaurant L’Ulivo in Brugg duftet es bereits verführerisch nach Pizza aus dem Holzofen. Heute treffen sich hier Senioren und Seniorinnen zum gemeinsamen Mittagessen. Der lange Tisch im hinteren Bereich des Restaurants füllt sich langsam. Einige Teilnehmende sind bereits in angeregte Gespräche vertieft. Eine Frau, die heute zum ersten Mal dabei ist, erkennt sofort eine frühere Kollegin aus dem Kindergarten wieder.
Restaurants müssen gut erreichbar sein
Nachdem auch die letzten Gäste ihren Platz gefunden und alle ihre Getränke bestellt haben, beginnt Linda Baldinger zu erzählen. Ihre Begeisterung für den Mittagstisch ist spürbar. Die Idee dafür entstand nach der Coronapandemie aus einem Gespräch zwischen ihr und Renate Trösch, Leiterin der Koordinationsstelle Alter Region Brugg.
Das Thema Einsamkeit bei älteren Menschen trat während der Pandemie besonders hervor, berichtet Baldinger. Man suchte nach einer Ergänzung zu den Sunntigsfahrten der Koordinationsstelle, die jeweils am ersten Sonntag in den ungeraden Monaten stattfinden. Der erste Sunntigs-Mittagstisch fand am 1. Oktober 2023 statt und ergänzt die Sunntigsfahrten immer am ersten Sonntag in den geraden Monaten.
Der Sunntigs-Mittagstisch soll Menschen zusammenbringen und ihnen neue Einblicke ermöglichen, so Baldinger. Sie wählt dafür Restaurants aus, die gut mit dem Zug oder Bus erreichbar sind. Die Teilnehmenden sind auch eingeladen, selbst Vorschläge einzubringen. Der Sonntag eignet sich ideal für den Mittagstisch, da viele Menschen an diesem Tag weniger Termine haben.
Der Mittagstisch ist heute gut besucht: Zwölf Leute sind da. Manchmal sind es auch nur fünf. Einige sind zum ersten Mal dabei, andere kommen schon lange regelmässig, so auch Edith Stucki, 75. Die Lupfigerin mag es, mit anderen zusammenzusein. Sie sagt, dass spannende Diskussion entstehen können. Und fügt hinzu, dass sie selbst Zeitungen austrug, und das 25 Jahre lang. Auch Susanne, 80, aus Brugg, sie möchte nur mit Vornamen genannt werden, schätzt den Austausch. Vor acht Jahren starben ihr Mann und eine gute Freundin. Seitdem lebt sie alleine und verbringt manchmal den ganzen Tag ohne Gesellschaft. Es gehe ihr gut, aber sie vermisse den Kontakt zu anderen, sagt sie.
Der Mittagstisch ist eine willkommene Abwechslung
Esther Hinden, 75, aus Windisch findet gut, dass sie raus muss, wenn sie sich für den Mittagstisch angemeldet hat. Sie komme so an Orte, die sie sonst nicht entdecken würde. Das vierteljährliche Programm vom Seniorenrat machte sie auf das Angebot aufmerksam. Sie geniesst den Mittagstisch als willkommene Abwechslung.
Esther Hinden aus Windisch entdeckt durch den Mittagstisch neue Orte.
Nicht nur Alleinstehende schätzen den Mittagstisch, sondern auch Ehepaare. Auch Hildegard und Horst, die ihren Nachnamen nicht in der Zeitung lesen möchten. Sie nehmen zum ersten Mal am Mittagstisch teil. Einige Teilnehmende kennen sie bereits von anderen Angeboten des Seniorenrats.
Die meisten Mittagstischgäste, so Baldinger, leben selbstständig. Aber auch Personen, die in Altersheimen wohnen, sind willkommen. Der Seniorenrat hängt sein Programm auch dort aus. Neue Interessierte sind herzlich willkommen.